FREIE BAUERN Brandenburg irritiert von Wolfspolitik: Kurswechsel bei Hanka Mittelstädt?

Wo Vieh weidet und Menschen leben, hat der Wolf nichts zu suchen – wenn wird Potsdam das endlich begreifen?Wo Vieh weidet und Menschen leben, hat der Wolf nichts zu suchen – wenn wird Potsdam das endlich begreifen?Die FREIEN BAUERN Brandenburg befürchten einen Kurswechsel der Landesregierung in der Agrarumweltpolitik. „Bis vor kurzen hat Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt noch zielstrebig auf den im Koalitionsvertrag vereinbarten Abschuss von Wölfen hingearbeitet“, wundert sich FREIE BAUERN-Geschäftsführer Reinhard Jung: „Seit ihrer Trennung von Staatssekretär Gregor Beyer hören wir andere Töne – eine entsprechend angepasste Wolfsverordnung solle frühestens 2027 in Kraft treten, deren Inhalte sollen ergebnisoffen diskutiert und Entscheidungen auf Bundesebene abgewartet werden.“ Solche Vernebelungsrhetorik kenne man bereits von ihrem Vorgänger Axel Vogel, kritisiert der 59jährige Mutterkuhhalter aus Lennewitz in der Prignitz. Die von Mittelstädt angekündigte Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht bezeichnet Jung als Placebo, da diese für sich allein mit ganzjähriger Schonzeit verbunden sei: „Wenn das Ziel verwässert und das Tempo der Zielerreichung verlangsamt wird, ist das eine andere Politik. Wir haben große Sorge, dass im Ministerium wieder grüne Ideologen und Technokraten die Macht übernehmen.“ 

Brandenburg sei das Land mit der weltweit höchsten Wolfsdichte, mahnen die FREIEN BAUERN und verweisen auf über tausend gemeldete Nutztierrisse im vergangenen Jahr sowie eine hohe Dunkelziffer. Viele Risse würden nicht gemeldet, so der Verband, weil das Entschädigungsverfahren sehr bürokratisch sei und niemand Aufmerksamkeit erregen wolle, der dem Problem auf illegale Weise begegnet. „Selbst wenn man die mit 500 Wölfen unglaubhaft niedrige Bestandsschätzung des Landesumweltamtes zugrunde legt, haben wir bezogen auf die Fläche immer noch 15 mal so viele Wölfe wie Schweden“, begründet Jung, warum das im Koalitionsvertrag vorgesehene Bestandsmanagement unbedingt zeitnah umgesetzt werden muss: „Wir haben lange genug diskutiert, wir wurden oft genug vertröstet und wir brauchen auch keine Arbeitsgruppen mehr, in denen uns angebliche Experten erklären, was angeblich gut für die Weidetierhaltung ist.“

Im vergangenen halben Jahr haben die FREIEN BAUERN Brandenburg die Ministerin weitgehend unterstützt. „Erstmals seit langem hatten viele Menschen auf dem Lande den begründeten Eindruck, dass sie mit ihren Anliegen nicht nur wahrgenommen werden, sondern dass sich konkret etwas zu ihren Gunsten ändert“, erinnert Jung: „Und zwar in einem Tempo, das viele der Politik gar nicht mehr zugetraut hätten.“ Die Streichung des Vorkaufsrechts für Naturschutzverbände, die Aussetzung der Wiederherstellungsverordnung und eben die Vorbereitung der Jagd auf Wölfe haben Hoffnungen geweckt, die nicht enttäuscht werden dürfen, so der Berufsvertreter: „Es ist nicht unsere Aufgabe, über persönliche Befindlichkeiten im Führungspersonal zu urteilen, aber eine Rolle Rückwärts in der Agrarumweltpolitik werden wir nicht akzeptieren.“