Der Bauernbund Brandenburg, Vertretung der bäuerlichen Familienbetriebe im Land, hat Kritik an der Verhängung der Stallpflicht für Geflügel in Teilen Brandenburgs geübt. „Aus fachlicher Sicht ist diese Maßnahme sinnlos – wenn die Vogelgrippe ausbrechen sollte, kann diese ebensogut mit den herkömmlichen veterinärtechnischen Mitteln bekämpft werden“, sagte Bauernbund-Geschäftsführer Reinhard Jung, Landwirt aus Lennewitz in der Prignitz. Für kleine Hobbyhalter sei die Stallpflicht eine lästige Schikane, für mittelständische bäuerliche Betriebe mit Freilandgeflügel und Direktvermarktung ein gravierender Kostenfaktor und Wettbewerbsnachteil.
Dass beim diesjährigen direkten Übergang vom Hochsommer zum Frühwinter mehr Wildvögel als sonst an verschiedenen Erregern, unter anderem dem der Vogelgrippe verenden, sei nicht verwunderlich, meint Jung: „Wenn dieses die Nutztierhaltung erreicht, müssen betroffene Bestände gekeult und Sperrzonen eingerichtet werden, aber wir können doch nicht vorsorglich im ganzen Land bestimmte Haltungsformen verbieten.“ Hinter der Verhängung der Stallpflicht stehe die Wahnvorstellung einer total kontrollierten, keimfreien Landwirtschaft, die nichts mehr mit der Natur zu tun hat. Nach derselben Logik könnte man den Abschuss aller Wildvögel verlangen.
Von der Landesregierung fordert der Bauernbund deshalb, die Stallpflicht zügig wieder aufzuheben. Zugleich appellierte Jung an die Dorfbewohner, nicht ihre Nachbarn zu denunzieren, „nur weil diese ihre paar Hühner weiter draußen laufen lassen.“