Der Bauernbund Brandenburg hat sich grundsätzlich gegen die Zulassung des Genom-Editing in Deutschland ausgesprochen. Unabhängig von der Frage, ob industrielle Zuchtverfahren wie CRISPR/Cas juristisch mit der Gentechnik gleichzusetzen sind oder nicht, worüber der Europäische Gerichtshof am Mittwoch urteilen wird, sieht die Interessenvertetung der bäuerlichen Familienbetriebe dadurch die unternehmerische Freiheit der Landwirtschaft in Gefahr. "Genau wie bei der Gentechnik gibt es bei der Genomtechnik Patente, durch die wir in Abhängigkeit von der Industrie geraten würden", warnte Bauernbund-Vorstand Thomas Kiesel, Ackerbauer aus Barsikow im Ruppiner Land: "Wir könnten nicht mehr über unser wichtigstes Produktionsmittel verfügen, sondern müssten jedes Jahr für Pflanzen und Tiere Nutzungsgebühren an die patenthaltenden Unternehmen zahlen."
Mit dieser Position stellt sich der Bauernbund klar gegen die Einschätzung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die kürzlich Genomtechnik als Beitrag zur Bekämpfung des Welthungers gepriesen und erklärt hatte, natürlich komme nur auf den Markt, was gesundheitlich unbedenklich sei. "Diese Aussage ist bestenfalls naiv, eigentlich unverantwortlich", kritisiert Kiesel die CDU-Politikerin: "Frau Klöckner sollte sich nicht nur um die Verbraucher kümmern, sondern auch darum, dass die deutsche Landwirtschaft ökonomisch stabil bleibt und nicht zum Anhängsel multinationaler Konzerne wird."
Das Märchen von den dürretoleranten Wunderpflanzen hätten schon die Befürworter der Gentechnik vor zehn Jahren erzählt, erinnert sich Kiesel: "Nichts davon ist wahr geworden. Auch dass die deutsche Landwirtschaft im weltweiten Wettbewerb abgehängt würde, wenn sie sich der Gentechnik verschließe, hat sich nicht bewahrheitet." Bei der Genomtechnik gelte es darum, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Rechte der deutschen Bauern zu verteidigen, so der Bauernbund. Kiesel: "Die Patentierung von Lebewesen muss endlich verboten werden, das ist die vordringliche agrarpolitische Aufgabe."