Mit Verwunderung hat der Bauernbund Brandenburg, Vertretung der bäuerlichen Familienbetriebe im Land, auf die Protestaktion eines Bio-Imkers vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium reagiert, wobei dieser 600 Kilo aufgrund einer Überschreitung des Glyphosat-Grenzwerts unverkäuflichen Honigs abgeladen hatte. "Das ist ein ärgerlicher Einzelfall, in 99 Prozent der Fälle funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Bauern und Imkern gut", sagte Bauernbund-Vorstand Thomas Kiesel, Ackerbauer aus Barsikow im Ruppiner Land und selbst begeisterter Hobbyimker: "Ich wüsste nicht, was das mit Politik zu tun hat – es sei denn die Volksinitiative Artenvielfalt will mal wieder aus der pauschalen Verunglimpfung der Landwirtschaft politisches Kapital schlagen."
Er könne nicht beurteilen, ob die Schuld für die Grenzwert-Überschreitung beim Bauern oder beim Imker liege, räumt Kiesel ein, grundsätzlich aber sei es Aufgabe des Imkers, sich mit den im Flugradius seiner Bienen wirtschaftenden Landwirten abzusprechen: "Weil beide Seiten voneinander profitieren, läuft das im Regelfall reibungslos". Wer mit seinen Bienen an den Feldern unterschiedlicher Besitzer entlang ziehe, müsse die Besitzer informieren und nicht umgekehrt, so der 48jährige Landwirt: "Um ganz sicher zu gehen, hätte der Imker mit dem angrenzenden Betrieb einen Bewirtschaftungsvertrag schließen können, dann wäre dieser in der Haftung. Jedenfalls braucht er nicht bei Frau Klöckner zu klingeln, denn das regelt seit 120 Jahren das Bürgerliche Gesetzbuch."
Im übrigen handle es sich bei der Vermarktung von Biohonig um eine Verbrauchertäuschung, merkt Kiesel an: "Bio-Landwirtschaft ist ein, wie der Name schon sagt, landwirtschaftliches Qualitätssiegel. Honig ist, genau wie Wild, ein Naturprodukt, das in der offenen Landschaft entsteht. Die Bienen lieben meinen konventionellen Raps und sie fliegen wohin sie wollen, genau wie die Rehe äsen, wo es ihnen gefällt. Das ist Natur."